Die Literatur-Oper Köln wurde 2008 innerhalb der Hochschule für Musik und Tanz Köln gegründet mit dem Ziel, sich einem in Vergessenheit geratenen Genre des Musiktheaters zu widmen: der Literaturoper. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden Opernwerke, die originale Dialoge aus Theaterstücken vertonten. Die literarische Vorlage wurde nicht mehr gestrafft und verändert, wie es bis dato in traditionellen Opernlibretti der Fall war.
Es entstand eine gleichberechtigte Begegnung von Text und Musik, was Adaptionen literarischer Werke ermöglichte, die in ihrer Komplexität von den üblichen Sujets der traditionellen Oper abwichen. Die Literaturoper Köln knüpft an diese Anfänge an, verwendet aber nicht, wie überwiegend damals üblich, bestehende dramatische Werke bzw. Theaterstücke sondern adaptiert literarische Prosa.
Texte zeitgenössischer Autoren wie z. B. der Roman „Flughunde“ von Marcel Beyer, Werke der klassischen Modernde von Autoren wie Franz Kafka, Robert Musil und Arthur Schnitzler oder Romanliteratur der Spätromantik dienten als Vorlage für bisherige Bühnenadaptionen.
Auch bei unserer zeitgenössischen Form der Literaturoper wird das zugrunde liegende literarische Werk gekürzt. Durch verschiedene Erzählebenen können aber ein größerer Textumfang und mehr inhaltliche Komplexität erhalten werden als bei einem traditionellen Opernlibretto.
Dabei soll auf die Sinnlichkeit des Operntheaters nicht verzichtet werden: Solistische und chorische Passagen wechseln sich ab mit gesprochenen Dialogen. Auch die Zwischenform des Melodrams wird als Erzählform verwandt, um durch die Vielfalt der Erzählebenen dieser Kunstform ihre narrative Leichtigkeit zu erhalten. So entsteht ein neues Klassikformat, das die Genres Schauspiel, Oper und Literatur in gleicher Gewichtung zusammenwirken lässt.