Heinrich von Kleist ist ein literarischer Grenzgänger. 1777 in Frankfurt an der Oder geboren lebt er in einer Zeit grundlegender gesellschaftlicher politischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Es ist das Zeitalter der Aufklärung, in dem die menschliche Vernunft zum Maßstab eines jeden Handelns erklärt wird, man sich von alten Denkweisen und früheren Vorstellungen löst und gegen blinden Gehorsam gegenüber der Kirche und anderen Obrigkeiten wendet. Das Bürgertum wird zur führenden Gesellschaftsschicht.
Marquise von O
Heinrich von Kleist bewegt sich mit seinen Werken zwischen den Idealen der Aufklärung und Elementen der Romantik. So reflektiert er beispielsweise in seinen Werken die sozialen Verhältnisse der damaligen Zeit und kritisiert dabei insbesondere die bürgerlichen Moralvorstellungen. In seiner 1807 erschienenen Novelle "Die Marquise von O." verspottet er die Doppelmoral der bürgerlichen Gesellschaft, in der eine uneheliche Schwangerschaft eine Schande für die ganze Familie ist und für die Frau den Ausschluss aus der Gesellschaft bedeutet- in der aber auch alles erlaubt ist, so lange es im Verborgenen geschieht.
Romantische Züge erhält die Geschichte unter anderem durch die Beschreibung von Gefühlen, die die handelnden Personen oft sprachlos machen und die Darstellung höchst subjektiver Empfindungen.
Über das Marionettentheater
In seinem Essay "Über das Marionettentheater" setzt Kleist sich mit der ästhetischen Grundfrage, wo der 'wahre' Künstler zwischen den beiden gegensätzlichen Positionen ursprünglicher Natürlichkeit und elaborierter Kunstfertigkeit anzusiedeln sei, auseinander.
Herr C. trifft zufällig einen Tänzer der Oper, der während dieser Begegnung seine Weltanschauung im Gespräch über Marionetten zum Ausdruck bringt. Danach seine Marionetten, die mechanisch, ohne ihr Zutun aus ihrem Schwerpunkt bewegt werden, dem Menschen an Grazie überlegen. Diese Überlegenheit begründet er damit, dass die Puppen ohne Bewusstsein seien und "antigrav" wären. Zur Unterstützung dieser These werden einige Geschichten dargestellt. Der Aufsatz endet mit der Behauptung des Tänzers, dass diese Grazie nur in einem Tier oder einem Wesen ohne Bewusstsein oder mit absolutem Bewusstsein, ergo Gott, erscheine.
Libretto und Regie: Andreas Durban
Musikalische Leitung: Georg Leisse
Komposition: Michael Gerihsen, Henrik Albrecht
Projektionen: Julia Suermondt
Kostüme: Angela Schütt
Maske: Bianka Meissner
Mitwirkende
Andrea Graff - Marquise
Juliane Bogner - Obristin
Thomas Huy - Obrist
Christoper Auer - Offizier
Sarah-Léna Winterberg - Hebamme
Sofia Luz Held - Arzt
Niklaus Loosli - Forstmeister
Thomas Huy - Erzähler
Niklaus Loosli - Tänzer