Dracula, ein szenischer Liederabend

Ein vampiristisches Nachtprogramm mit Auszügen aus Bram Stokers Roman "Dracula" und Liedern aus der klassischen Moderne bis hin zu Kabarett und Chanson (2013)

Ob bei Liedern von Franz Schreker, Kabarettsongs oder bei literarischen Ausflügen zu Bram Stoker, immer geht es um Traumwelten, in denen der Mensch seine Sittlichkeit wie ein Gewand von sich wirft. Lauert hinter dem hellen Schein alles Menschlichen nicht doch ein blutreisserischer Instinkt?

Zu den Textauszügen aus dem Roman Dracula von Bram Stoker: Im Zweiten Teil des weltberühmten Romans "Dracula" von Bram Stoker berichtet eine junge Frau ihrer Schwägerin von einer sie befallenden Krankheit. Verzweifelt versucht sie die Ursache ihrer körperlichen Schwäche zu ergründen. Sie weiß nicht, dass sie jede Nacht von einem Vampir besucht wird. Mit virtuoser Leichtigkeit lässt Bram Stoker hier eine junge Frau im zunächst lieblichen Stil des viktorianischen Briefromans von sich erzählen. Sie spricht von ihren Heiratsplänen und malt sich ihre Zukunft aus. Erst allmählich überschattet ihre Berichte eine latente Depression. Ihre Angehörigen müssen mit ansehen, wie sie aufgrund ihres Blutmangels verstirbt. Als sie als Vampir wieder aufersteht, entschließt sich ihr Verlobter, sie in ihrer Gruft mit einem Holzkeil zu pfählen.

Mitglieder der Literatur-Oper Köln singen und spielen blutrünstige Lieder und Szenen

Regie und Bearbeitung: Andreas Durban
Musikalische Leitung: Georg Leisse
Bühne/Kostüme: Jana Denhoven

Arthur Holmwood - Joel Urch (Bariton), Lucy Westenraa - Christine Léa Meier (Sopran), Wilhelmina Murray - Annette Hörle (Mezzosopran)

Vampirismus

Ebenso polar wie die Farbe Rot ist auch der Geschlechtstrieb. Er ist der Garant für die Schaffung neuen Lebens, in seiner Übersteigerung und Hemmung steht er jedoch für Krankheit und Tod. Der Vampir, wie wir ihn aus der phantastischen Literatur kennen, ist die Verkörperung dieser dämonischen Seite der Sexualität. Der Biss eines Vampirs besitzt eine unleugbar sexuelle Komponente. Dämonisch, d. h. zerstörerisch können beide Geschlechter sein: Dracula, das männliche Raubtier, vergeht sich mit Vorliebe an jungen, geschlechtsreifen Frauen, und damit an Frauen, die fähig sind, neues Leben zu empfangen. Der weibliche Vampir, eng verwandt mit der Femme Fatale oder dem Vamp, saugt den Männern ihr letztes Blut aus, was hier auch gleichbedeutend sein kann mit Sperma. Sperma galt häufig als eine noch konzentriertere Lebensenergie als das Blut. Der Vamp ist dabei nie Mutter, das Sperma fällt bei ihr auf unfruchtbaren Boden. Die Femme Fatale personifizierte also eine Krankheit zum Tode. Norbert Borrmann: Vampirismus, S. 17

Die Eigenschaften des Wolfes, die am allermeisten hervortreten, sind Schnelligkeit der Bewegung, unersättliche Blutgier, Grausamkeit und eine Angriffsart, die durch die Mischung von Kühnheit und schlauer Hinterlist charakterisiert wird, ferner Verbindungen mit Nacht, Tod und Leichen. Wie man leicht einsehen wird, macht das Wilde und Unheimliche, das für den Wolf bezeichnend ist, ihn besonders geeignet, die gefährlichen und niedrigen Seiten der Natur im Allgemeinen und der menschlichen im Besonderen zu charakterisieren.Ernest Jones: Alptraum, S. 54