Der attraktive junge Dorian Gray lässt sich von einem Maler portraitieren. Durch sein kunstvoll gemaltes Abbild wird er sich seiner Schönheit bewusst und zugleich der Gefahr, sie im Laufe seines fortschreitenden Alters zu verlieren. Aber wie durch ein Wunder perlen an seiner engelhaften Erscheinung alle Verfallsprozesse ab. Dorian Gray scheint im Besitz dessen zu sein, wovon der Mensch seit Anbeginn seines Daseins immer geträumt hat: ewig währende Jugend. Doch der junge Mann verbirgt ein dunkles Geheimnis: Das von dem Maler angefertigte Portrait steht in einer magischen Beziehung zu seinem Lebenswandel. Mit jeder selbstsüchtigen Tat des Protagonisten scheint die Schönheit des Bildes mehr zu erbleichen.
1890 erscheint der dem Symbolismus zugewandte Roman im Stil einer Gothic Novel, die die Obrigkeit immerhin veranlasste, einen Prozess wegen Unsittlichkeit gegen den Autoren anzustrengen. Auch heute noch lässt die Frivolität des ästhetisierenden Egoismus, der das Werk wie ein kalter Wind durchweht, den Leser erschauern. Die Literatur-Oper Köln adaptiert das Werk für die Opernbühne und gewinnt der bedingungslos narzisstischen Titelfigur aktuelle Bezüge ab. In Zeiten der medial gepushten Selbstbespiegelungen via YouTube, Instagram und unzähliger anderer Portale, getrieben von der Sucht, für die Inszenierung des eigenen Ichs möglichst viele Likes einzufangen, ist der Narzissmus längst gesellschaftsfähig geworden und schon lange kein von Schriftstellern angeprangertes Laster mehr.
Libretto und Regie: Andreas Durban
Musikalische Leitung: Georg Leisse
Komposition: Henrik Albrecht
Bühne: Andreas Durban
Videoprojektion: Julia Suermondt
Maske: Doris Königstein, Verena Schirme, Haddis Brückmann
Kostüme: Angela C. Schuett, Noemi Pohl
Technische Leitung/Licht: Thomas Vervoorts, Wolfgang Saar
Mitwirkende
NATHANAEL Andrea Graff
PROF. SPALANZANI Thomas Huy
COPPOLA Christopher Auer
CLARA Katharina Fuchs
LOTHAR Vincent Debus
MUTTER Bettina Schaeffer
SIEGMUND Bastian Röstel
OLYMPIA Christine Heßeler / Sooin Park / Alina Göke